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Meteoriten sammeln II

METEORITENKUNDE > Meteoriten sammeln

Mein Erster:
Cañon Diablo
(Barringer Meteorkrater, Arizona )
35°02'N, 111°01'W;
Krater-Durchmesser: 1,186 Kilometer;
Alter: 49'000 Jahre
Coconino County, Arizona, USA; Fund: 1891: Gefundene Masse ~30 Tonnen
Typ: Grober Oktaedrit (2.0mm) I A
Masse von 35 x 20 x 15 mm
Gewicht von 72,5 g.


NWA xxxx /CV3)
unklassifizierter Kohliger Chondrit
aus meiner Sammlung
40 x 27 mm; 7,7 g


Ausschnitt von oben
schöne Chondren, unterhalb der Bildmitte links
CAl (vom engl. CaAl-rich; ein Einschluss aus Kalzium-Aluminium, die erste Verbindung, die noch bei verhältnismässig hohen Temperaturen aus dem sich abkühlenden protosolaren Nebel auskondensierte.


Meteoriten sammeln  II

Mein erster Meteorit war ein 72 Gramm schwerer Cañon Diablo aus dem berühmten Meteoritenkrater in Arizona (Satellitenaufnahme unten), den habe ich aber weiterverschenkt. Andere aus dem Barringer-Krater sind dazu gekommen, ursprüngliche und rekristallisierte, daneben weisse Impaktsedimente aus dem Kraterrand (entstanden durch den Meteoritenaufschlag im örtlichen Sedimentgestein vor rund 50‘000 Jahren) und metallische Sphäroide, kleine Metallkügelchen, Überreste des Metalldampfes, den der Meteorit beim Einschlag erzeugt hat. Es lassen sich also neben den eigentlichen Meteoriten in verschiedenen Varianten auch viele weitere interessante Dinge sammeln, die mit Meteoriten zu tun haben. Spannend ist, dass die kleinen Metallkügelchen heute die Hauptmasse des Meteoriten bilden, bzw. dessen, was von ihm übrig geblieben ist.

Das Bild unten zeigt eine Satellitenaufnahme des Meteoritenkraters in Arizona. Er ist heute eine Touristenattraktion. Vor 50'000 Jahren schlug hier ein ca. 50 t schwerer Eisenmeteorit ein und formte einen Krater von 1500 m Durchmesser und 200 m Tiefe (heutige Masse). Eisenmeteoriten weisen in der Regel die für Meteoriten typischen Widmanstätten'schen Figuren auf, wenn man sie mit Säure anätzt. Diese Widmanstätten'schen Figuren machen die Kristallstrukturen des Eisens sichtbar, wie sie eben nur unter den Bedingungen des Weltraums entstehen können. Nun besitze ich ein Stück, das diese Figuren trotz Ätzung nicht mehr besitzt. Was ist passiert?

Wahrscheinlich ist dieses Stück beim Aufprall abgesplittert und in der Kraterwand stecken geblieben, wo die enorme Hitze die Kristallstruktur im Meteoriten durch Aufschmelzung und Rekristallisation ausgelöscht hat.



So können Meteoriten auch "Geschichten erzählen", wenn man in der Lage ist, ihre "Sprache" zu verstehen. Sie übertragen die Faszination der Weiten des Weltalls, des Sonnensystems in seiner Entstehungszeit, sie erzählen z. T. von dramatischen Ereignissen, die jederzeit wieder eintreffen können und verbinden zudem den Sammler mit den interessantesten geographischen Orten auf dieser Welt. Das ist "Faszination pur", um es einmal auf Neudeutsch zu sagen.

Weitere Meteoriten folgten und mit der Zeit stellte sich die Frage: "Was sammelst du eigentlich?" Da mich interessierte "was es da so gibt", war mir bald klar, dass ich eine möglichst breite Übersicht über die Meteoritenklassen haben wollte, möglichst mit je einem Belegstück als Individuum (ganzes Stück) und einem als Schnitt-Scheibe, um auch das innere der Meteoriten sehen zu können. Besonders interessant sind diesbezüglich sog. "Endcuts", angeschnittene Meteorite, die aussen den ursprünglichen Meteoriten mit seiner Schmelzkruste zeigen und an der Schnittfläche poliert sind, wodurch das Innere schön zur Geltung kommt. Mit Endcuts fängt man sozusagen "zwei Fliegen auf einen Schlag".

Mit fortschreitendem Umfang meiner Sammlung (und steigender Erfahrung) setzte ich mir einen zweiten Schwerpunkt, nämlich das Sammeln möglichst primitiver Meteoriten, Meteoriten, in denen die Urmaterie des Sonnensystems in möglichst unveränderter Form vorliegt. Das ist bei den Kohligen Chondriten (C) der Fall. Da diese auch für die Wissenschaft sehr interessant sind, sind sie nicht so leicht zu bekommen wie z. B. die sog. Gewöhnlichen Chondriten. Kohlige Chondriten haben noch nicht an der Bildung von grösseren Himmelskörpern teilgenommen, deshalb sind sie durch thermische und physikalische Prozesse nur relativ wenig verändert worden. Oft findet man in ihnen organische Moleküle, die die Grundbausteine des Lebens sind und Wassereinschlüsse.

Übrigens: Chondriten sind Stein-Meteoriten und haben ihren Namen von den kleinen Schmelzkügelchen, die in eine feine, mehr oder weniger dichte Matrix eingeschlossen sind. Diese Schmelzkügelchen sind wahrscheinlich durch kurzzeitiges Aufheizen der Urmaterie (möglicherweise auf Grund von Schockwellen) im protoplanetaren Nebel (Nebel, aus dem sich die Planeten bildeten) entstanden.

Zu einem umfassenden Bild gehört auch das "Drumherum". Zur Ergänzung meiner Sammlung habe ich schliesslich begonnen, Impaktite (Impaktgesteine, d. h. irdische Steine, die durch Meteoriteneinschläge verändert worden sind) zu sammeln. Natürlich nicht so ausladend wie Meteoriten, denn das würde zu weit führen. Ich möchte ja zu Hause nicht in einem Steinbruch wohnen. Aber einige Belegstücke, um das Bild abzurunden durften es schon sein.

Und "last but not least" gehören auch Bücher dazu. Zum Glück verfüge ich über einige sprachliche Kenntnisse. Die umfangreichste Literatur über Meteoriten und Kometen findet man selbstverständlich im englischen Sprachraum. Deutsch ist da schon stiefmütterlicher bestückt. Auf Französisch gibt es das eine oder andere, vor allem von Alain Charion, der französischen Koryphäe in Sachen Meteoriten. Hie und da lohnt es sich auch, im Antiquariat Ausschau zu halten, allerdings muss man sich vor Augen halten, dass die Meteoritenkunde in den letzten 20 Jahren enorme Fortschritte gemacht hat.

Seit dem Frühjahr 2010 habe ich mir noch ein weiteres Standbein geschaffen: Mikrometeoriten. Wie der Name sagt, sind sie winzig, eben mikroskopisch klein. Sie haben aber zwei unbestreitbare Vorteile: Sie sind - sieht man einmal vom Zusatzmaterial ab, das man braucht, um sie überhaupt zu finden - gratis und sie liegen nicht in irgendeiner fernen Wüste, sondern - nicht nur bildlich gesprochen - sozusagen vor der eigenen Haustüre. Doch darüber später!



 
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