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Chondrit L4-6, NWA 869 (Individuum)
Tintouf, Algerien. Fund 1999, 560 g
Siderit IAB, Campo del Cielo (Individuum)
Argentinien, Fund 1576, 945 g
Zwei ca. 10 g-Teilscheiben des Meteoriten Muonionalustra (Schweden).
Das linke Stück ist schon arg in Mitleidenschaft gezogen.
Es ist nicht nur Rost (den habe ich weggeputzt), der am Zerstörungswerk beteiligt ist.
Brenham-Pallasit, Cornercut. Ein Eindruck des einsetzenden Zerstörungswerks, das in diesem Fall unaufhaltsam ist.
Meteoriten sammeln III
Meteoriten sammeln ist ein schönes Hobby, ein faszinierendes, oft aber auch ein frustrierendes. Letzteres zum Beispiel dann, wenn jemand, den du nicht einmal kennst, der aber offensichtlich keine Hemmungen kennt und anscheinend massenhaft Geld besitzt, dir in der letzten Sekunde das letzte Stück eines bestimmten Meteoriten, den du unbedingt haben wolltest, in der Auktion vor der Nase wegschnappt. Es gibt Leute, die scheinen sich alles leisten zu können! Die schönen museumstauglichen Stücke, die ewig ausserhalb meiner (finanziellen) Reichweite liegen, wandern offensichtlich in breiter Front in private Sammlungen, nur nicht in meine! So etwas ist oft schwer zu verkraften und lässt mehr als einmal an der Gerechtigkeit in dieser Welt zweifeln.
Aber es gibt auch Frustrationen banalerer Art: Wenn du zum Beispiel entdeckst, dass nach Monaten deines sorglosen Dahinlebens - man hat ja schliesslich auch noch anderes zu tun! - der Rost oder - fast noch schlimmer - das wie die Pest sich ausbreitende unappetitlich bräunliche Eisenchlorid dir die Hälfte deines sündteuren Meteoriten weggefressen hat. Dann kommt - gelinde gesagt - Hektik auf und in deinem Drang zu retten, was noch zu retten ist, musst du darauf achten, die Situation nicht noch schlimmer zu machen, als sie schon ist.
Meteoriten sammeln hat also einerseits mit Geduld und Geld zu tun, andererseits musst du dich fragen, wie stark du dich den Gefahren schmerzlicher Verluste aussetzen willst. Es gibt zwar brauchbare Konservierungsmethoden für Meteoriten, die den Zersetzungsprozess mindestens verlangsamen, aber gerade der noch nicht so erfahrene private Meteoritensammler hinkt der Realität oft hoffnungslos hinterher.
Was Meteoriten grundsätzlich nicht vertragen, ist Feuchtigkeit. Und oft vergessen wir, dass der für unser Leben notwendige Sauerstoff in der Natur eigentlich Gift ist. Ob Wälder brennen oder Eisen rostet, der Vorgang ist derselbe, wenn auch in unterschiedlicher Geschwindigkeit. "Oxidation" heisst das Zauberwort, das Eisen zu Rost werden lässt.
Chondriten (Primitive Steinmeteorite)
Chondrite sind punkto Oxidation nicht so nachtragend, wenn man sie anständig behandelt (täglich baden sollte man auch die nicht), verändern sie ihr Aussehen - auch in unserer belasteten Atmosphäre, über lange Zeit kaum. Wir vergessen leicht, was Sauerstoff für ein aggressives Element ist. Es ist ein Wunder, dass die lebenden Organismen so gut damit zu Rande kommen. Eisen hat da schon wesentlich mehr Mühe damit. Und in den meisten Chondriten gibt es elementares Eisen. Das ist auch der Grund, warum die meisten Meteoritensteine von Magneten angezogen werden, was bei irdischen Steinen äusserst selten der Fall ist.
Siderite (Eisenmeteorite)
Siderite (Eisenmeteorite) nehmen dir die Feuchtigkeit schon übler, zusammen mit Sauerstoff bildet sich Eisenoxid. Das tönt zwar gut, ist aber nichts anderes als Rost. Trotzdem weisen einige unter meinen Stücken eine erstaunliche Resistenz gegen diese Art des Zerfalls auf. Bei anderen nehme ich in Kauf, dass die Haut abblättert und sie einfach - zumindest äusserlich - Rosthaufen sind. Andere Stücke, vor allem geschnittene, polierte und geätzte zeigen bei unsachgemässer Aufbewahrung die unterschiedlichsten Verhaltensweisen - von stoischer Unbetroffenheit bis hin zur praktischen Selbstzerstörung. So kann ich meine kleinen Toluca- und Muonionalusta-Schnitte wohl nur noch dadurch retten, dass ich sie neu schleife, poliere und ätze und sie dann sofort trockne und versiegle. All das muss der Laie aber zuerst einmal beherrschen!
Ich reinige Meteoriten, die Rost ansetzen, mit einem Bürstenaufsatz auf meiner Kleinbohrmaschine. Dabei achte ich, darauf, dass die Bürste weicher als das Material ist, um keine Kratzspuren zu hinterlassen. Für Steinmeteorite verwende ich Kunststoffbürsten, für Eisenmeteoriten Messingbürsten.
Siderolithe (Stein-Eisenmeteorite)
Absolut gnadenlos sind Pallasite, eine spezielle Art der Siderolithe mit in Eisen eigebetteten grossen Olivinkristallen. Vor allem das Eisenchlorid entfaltet hier zusammen mit Feuchtigkeit seine absolut zerstörerische Wirkung, indem es sich entlang der Kristallgrenzen verbreitet und das ganze Gefüge zerfallen lässt. Pallasite gehören zu den schönsten Meteoriten. Wenn sie aber nicht richtig präpariert, konserviert und gelagert werden, können sie zur Quelle grosser Enttäuschungen werden. Und manchmal hilft auch eine gute Konservierung nicht, denn das Übel sitzt oft schon im Meteoriten drin, ein Produkt unvermeidlicher Verwitterungsprozesse über die Jahrtausende, in denen sie auf oder unter der Erde gelegen haben.
Eigentlich ist es ein Unding, Pallasiten in dünne Scheiben zu schneiden, denn so gehen sie am schnellsten kaputt. Aber eben, nur so entfalten sich auch die Lichteffekte in den Olivinkristallen bei Durchlicht. Wenn ich aber den ganzen Frust zusammenrechne, den mir Pallasitenscheiben durch Zersetzung schon bereitet haben, verlege ich mich heute lieber auf etwas dickere, dafür stabilere und zudem versiegelte (mit einer Lackschicht geschützte) Endcuts oder Cornercuts (wie im nebenstehenden Bild).,
Überlege dir also gut, wie viel Zeit und Können du für die Pflege deiner Meteoriten aufbringen kannst und willst. Steht es mit deiner Aufopferungsbereitschaft nicht zum Besten, solltest du dich eher für "naturkonservierte" NWA-Meteoriten entscheiden. Diese Meteoriten sind mit einer durch Wind und Wetter bedingten Schicht überzogen, die "Wüstenlack" genannt wird und den Meteoriten recht gut schützt. Allenfalls kannst du einen Campo del Cielo oder Sikhote Alin (beides Siderite) dazu nehmen, möglichst am Stück, denn Schnittflächen sind fast immer extrem rostanfällig. Als Faustregel gilt: Je höher der Nickelanteil bei einem Eisenmeteoriten ist, desto stabiler ist er. Schliesslich werden auch unsere Edelstähle durch Beimengen von Nickel rostfrei gemacht.
SCHNITTTYPEN: